Den Emojis geht es an den Kragen

Read our English blogs here Weinendes Smiley
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Von vielen völlig unbemerkt tobt ein Kampf in Unternehmen rund um den Globus. Quer durch alle Branchen und Firmen gehen die Risse und Spaltungen in der Belegschaft. Niemand kann sich verstecken. Dabei ist der Stein des Anstoßes ebenso klein wie süß: das Emoji 😊.

Ein Beitrag von Florian, Emoji-Beauftragter bei kontextor.

Zugegeben, ganz so dramatisch ist die Situation vielleicht doch nicht. Aber die Geschichte hat alles, was ein gutes Drama ausmacht: Emotionen (es heißt nicht umsonst Emoji), zwei sich unerbittlich gegenüberstehende Fraktionen und eine vermeintlich ausweglose Situation.

So richtig kurios wird die Auseinandersetzung um die kleinen farbigen Kugeln, wenn man sich die Zuordnung zum Pro- und Kontra-Lager ansieht.

Emojis sind so 2000 …
Welche Altersgruppe nutzt Emojis? Instinktiv würden die meisten auf diese Frage wohl antworten: die Jüngeren. Und hätten damit recht – zumindest zum Teil. Denn Emojis werden von den Jüngeren genutzt, aber nicht mehr von den ganz Jungen. Es ist die Generation Z, also die 1997 und 2012 Geborenen, denen Emojis einfach nicht mehr cool genug sind.

Da ergattert man als Millennial, so der Name der Generation vor Z, nach zahlreichen Praktika endlich einen festen Arbeitsplatz, kämpft gegen althergebrachte Kommunikationsformen und öffnet den Emojis den Weg in die Büros dieser Welt. Und dann kommt die nächste Generation und erklärt das Smiley-Face einfach für uncool …

Neue Bedeutungsebenen
Dabei sind die Vorzüge der Emojis gerade in Zeiten von Homeoffice, Instant Messenger und Kommunikationstools wie Slack und Teams nicht zu verachten. Sie erweitern unsere kommunikativen Möglichkeiten und verhelfen Bedeutungsebenen zu ihrem Recht, die sich mit bloßem Text nicht ohne weiteres ausdrücken lassen.

Denken Sie nur mal an Ironie. Im direkten Miteinander reicht ein Zwinkern, eine verstellte Stimme oder ein spöttischer Ton, um ironische Aussagen als solche kenntlich zu machen. Sofern er oder sie einen Sinn für Ironie hat, wird unser Gegenüber die Anmerkung auf die Weise verstehen, wie sie von uns gemeint war.

Nicht so im geschriebenen Text. Wer weiß, für wie viel Missverständnisse, Streit und Beziehungskrisen ironische Bemerkungen auf WhatsApp und Co. schon verantwortlich waren. Dabei ist die Lösung so einfach: Ein kleines Smiley hinter dem Text genügt, und schon ist unsere Intention für alle klar ersichtlich.

Die Emojis sind tot, es leben die Emojis
Aber was nun, wo die Emojis als uncool gebrandmarkt sind? Droht ein Rückfall in bierernste Zeiten ohne Ironie und Spaß an der Sprache? Sind wir bald Gefangene einer eindimensionalen Bedeutungsebene ohne Subtext und Konnotation?

Halten wir fest: Ironische Anspielungen wurden auch schon vor der Erfindung der Emojis verstanden. Literatur und Publizistik strotzen vor Beispielen (mit der Glosse hat Ironie sogar eine eigene Rubrik in der Zeitung). Und auch wenn es für manchen so aussieht, Emojis waren schon vor der massenhaften Nutzung in Messengern und Smartphones verbreitet. Bereits im 19. Jahrhundert wurden sie im Zeitungsdruck eingesetzt, der Philosoph Ludwig Wittgenstein bewunderte 1938 die Ausdrucksmöglichkeiten, die sie über einfache Adjektive hinaus boten.

Außerdem sind sie heute viel zu etabliert, als dass sie einfach so verschwinden könnten. Sie sind in den wichtigsten Zeichensystemen kodiert, treten in ihrem eigenen Kinofilm auf und haben sich vom monoton gelben Ball zum bunten und gegenderten Ausdruck verwandelt. Möchten wir darauf wirklich verzichten?

Der Kampf um die bunten Kugeln geht weiter

Die eigentliche Frage zu 😊, ☹ und Co. lautet auch nicht, ob Emojis cool sind oder nicht. Viel wichtiger ist doch, welche Alternative die Generation Z nutzt, um die Ausdrucksmöglichkeiten der Emojis im geschriebenen Text nicht zu verlieren. Denn ganz ohne zusätzliche Bedeutungsebenen können auch die jüngsten Kolleginnen und Kollegen kaum auskommen. Sprache (und damit auch Emojis als Teil der geschriebenen Kommunikation) entwickelt sich weiter, keine Frage. Aber egal wohin sie sich entwickelt: Sie muss, in welcher Form auch immer, verschiedene Bedeutungsebenen vermitteln können. Welche Alternative zum Emoji schlägt die Generation Z also vor?

Als Millennial bin ich hier leider völlig ratlos. Aber keine Sorge: Die Antwort liefere ich nach, versprochen 😉